Einmal quer durch den Iran

Geschrieben von Sabine

Anfang Juni flogen wir für zwei Wochen in den Iran, genauer gesagt von Bangalore nach Shiraz im Süden Irans. Unserer Reise in den Iran gingen etliche Diskussionen und Überlegungen voraus. Ursprünglich wollten wir uns mit Kerstin und Hans-Jörg dort treffen. Die beiden hatten sogar schon ihre Flüge gebucht, waren dann aber nach mehreren Gesprächen mit Berliner Exil-Iranern, die über die politische Lage berichteten, doch wieder umgeschwenkt. Auch ich war mir unsicher: wollte ich wirklich zwei Wochen verschleiert und knöchellang bedeckt rumlaufen müssen?

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Sollten wir vielleicht lieber nach Nepal, in den Himalaya und auf den Iran verzichten? Doch wann dann, wenn nicht jetzt auf dieser Reise? Wir hatten bisher buddhistische Länder bereist, hinduistische, jetzt waren die muslimischen Länder dran!

So besorgte ich mit in Indien fast knöchellange Blusen, die weit über den Hintern gingen und beim Zwischenstopp in Sharjah (Vereinigte Arabische Emirate) ein graues Kopftuch.

Eine Reise in den Iran mutet erstmal komplizierter an, als sie sich dann tatsächlich herausstellte. Eine der größten Hürden besteht darin, das man mit westlichen Kreditkarten kein Bargeld abheben kann. Also ließen wir uns von Sabine und Matthias unseren ganzen Bargeldvorrat in Euros mit nach Indien bringen.

Das Visum bekommt man mit geringem Aufwand problemlos am Flughafen, übrigens mittlerweile für 30 Tage statt für, wie überall im Internet verbreitet, 15 Tage. Man muss lediglich eine Auslandskrankenversicherung vorweisen, einen Weiterflug gebucht haben, wissen in welchem Hotel man unterkommt und eine Menge Euros hinblättern. Für uns waren das 75.- pro Person, somit war unser finanzielles Polster schon recht empfindlich geschrumpft.

Hotels können wegen der Sanktionen nicht übers Internet gebucht werden. Nachdem wir also monatelang mit booking.comBuchungen gereist sind, mussten wir uns hier etwas umstellen. Schnell fanden wir aber heraus, dass es nur relativ wenig erschwingliche Hotels für Individualreisende gibt. Deren Betreiber waren meist gut miteinander vernetzt und so bekamen wir immer im jeweiligen Hotel eine Empfehlung fürs nächste.

Da hier am 7. Juni der Ramadan begann, befanden wir uns in der absoluten Nebensaison und es war kein Problem, ein Zimmer zu finden. Nach Indien mussten wir uns allerdings ganz schön umstellen, was die Preise betraf. Einfache Zimmer für die ganze Familie kosteten zwischen 30 und 60 Euro. Auch Eintritte schlugen oft mit 5 Euro aufwärts für die Erwachsenen zu Buche. Das ist im Vergleich zu Europa natürlich noch recht günstig, mich beunruhigte jedoch am Anfang das Reisen mit einem begrenzten Budget total. Die Vorstellung, nicht an Bargeld kommen zu können, obwohl man eigentlich welches auf der Bank hatte, nervte mich die ersten Tage sehr. Nachdem ich in Indonesien krank gewesen war, wurde mir klar, dass jederzeit auch ein Notfall eintreten kann und wir dann nicht genügend Bares dabei hätten. Mittlerweile habe ich allerdings die Hilfsbereitschaft der Iraner erlebt und weiß, dass es auch im Notfall immer eine Lösung gegeben hätte. Irgendwann verriet uns ein Taxifahrer, das man sich über die Wechselstuben Geld aus dem Ausland zuschicken lassen kann, so machen es auch die Exil-Iraner, wenn sie Geld an ihre Familien schicken wollen.

Das Reisen innerhalb Irans, von Stadt zu Stadt, ist dagegen einfach und preiswert. Große komfortable Reisebusse verbinden die jeweiligen Ziele und fahren fast stündlich.

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Persisches Essen ist lecker und mutete für uns, nach Indien fast europäisch an. Nelio und Liam fragten zu Anfang immer wieder: „is it spicy?“, was sich aber als nicht notwndig erwies, da das Essen eher mild und kaum scharf gewürzt ist. Wir aßen köstliches Kamelfleisch, viele Gerichte mit Aubergine, Safranreis mit Berberitzen und erlebten viele positiven Überraschungen mit interessanten Getränken. Allgegenwärtig ist natürlich schwarzer Tee, der mit viel Zucker oder Kandis getrunken wird. Allerdings wird der Zucker nicht im Tee aufgelöst, sondern zur großen Freude von Liam dazu geknabbert. Mit der Ermahnung „iss nicht so viele Zuckerwürfel“ stößt man allerdings auf größtes Unverständnis! Zur Begrüßung erhielten wir in Shiraz einen sehr köstlichen Gurken-Honig Drink und alle liebten wir Doogh, ein Getränk mit Yoghurt, Wasser und Minze, ähnlich dem türkischen Ayran, zum Essen zu trinken. Alkohol gibt es nirgends zu kaufen, dafür aber ein umfangreiches Sortiment an Malzbieren mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Lecker, hat aber nicht wirklich mit Bier zu tun, sondern erinnert eher an Limonade.

Überhaupt fühlten wir uns hier im Iran Europa ein riesiges Stück näher. Bis auf die Autos und vor allem die Taxen, die uns optisch in die 70er Jahre zurück versetzten, hatten wir das Gefühl, dass im Iran ein sehr modernes Leben möglich ist.

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Ich war vor allem von den Shirazer Frauen beeindruckt. Natürlich gab es die komplett in Schwarz gekleideten wandelnden Stoffberge, aber viele waren auch sehr schick, farbenfroh, stark geschminkt, bildschön, selbstbewusst und hatten das Kopftuch mehr als lässig um den Hinterkopf geschlungen. Das sah für mich erstmal gar nicht nach unterdrückter Frau aus!

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Shiraz bezauberte uns gleich durch seine ruhigen, lehmfarbenen, verwinkelten Gassen; nach dem quirligen Indien wie eine Meditation für das Auge! Nachdem wir Geld getauscht hatten, wanderten wir ziellos durch die Stadt und landeten spontan an der Zitadelle. Von unserer Führerin Ayda ließen wir uns die Zitadelle zeigen und erfuhren auch, dass wir uns am besten am selben Tag noch alle wichtigen Sehenswürdigkeiten anschauen sollten, da am nächsten Tag der Todestag von Kohmeini sei und alles geschlossen ist. Oh, damit hatten wir nicht gerechnet, dabei hatte doch Shiraz neben Persepolis noch all die berühmten Gärten, die Moscheen und den Bazaar zu bieten!

Naja, wir hatten auf der ganzen Reise ja schon gelernt, dass wir nie alles sehen können und so verzichteten wir auf die Moscheen, aßen im Teehaus auf dem Bazar zu Mittag und schlenderten dann durch den überdachten Bazar, der langsam im Mittagsschlaf versank.

Wir wohnten im Parhamis Guesthouse, einem traditionellen Haus mit offenem Innenhof, das wie jetzt so viele traditionelle Häuser zu einem Hotel umgebaut worden war. Dort stellten wir fest, dass das Reisen in den Iran gar nicht so exotisch ist, wie wir ursprünglich geglaubt hatten. Der Iran ist ein richtiges Traveller-Ziel, zum ersten Mal auf unserer Reise trafen wir auf Reisende aus der ganzen Welt, viele auch wie wir schon länger unterwegs, oder uns entgegen kommend noch mit einer großen Tour vor sich.

Abends, als es kühler geworden war, schlenderten wir zum nahe gelegenen Narenjestan Garten und landeten danach im Teehaus in der Nähe der pinken Moschee.

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Ich machte mir nach unserem ersten Tag im Iran richtig Sorgen, dass wir mit unserem Budget nicht hinkommen würden und wollte erst gar nicht rein, David, Nelio und Liam überzeugten mich aber und so lernten wir die Besitzer Fatima und Mehdi kennen, die uns gleich zum Tee einluden.

Das Teehaus hatte einen lustigen vollgerümpelten Innenhof, Fatima und Mehdi waren in ihr Backgammonspiel versunken und beachteten uns erst gar nicht weiter. Nelio war aber neugierig und wollte wissen, wie man Backgammon spielt und spielte schon bald gegen Fatima. Wir verbrachten einen netten Abend mit den beiden und verabredeten uns lose, am nächsten Tag zum Mittagessen zu kommen.

Am nächsten Tag war der Todestag Kohmeinis, an dem angeblich alle Shirazer raus aufs Land in ihre Gärten fahren. Wir trödelten unendlich rum und kreuzten erst spät im Teehaus auf. Fatima, dieses Mal locker ohne Kopftuch, holte uns gleich hoch ins Wohnzimmer und begrüßte uns mit den Worten: „I have made a plan!“ Die beiden wollten in den Garten ihrer Tante außerhalb der Stadt, Fatima schwärmte, dort sei es wie im Paradies, und sie wollten uns dorthin mitnehmen!

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Also ging es los, zu sechst in Mehdis chinesischem Sportwagen, bei lauter persischer Popmusik, auf ins Abenteuer. Wir hatten keine Ahnung wohin, die Fahrt dauerte länger als gedacht und ich fühlte mich wie in einem Roadmovie! Schließlich landeten wir in einer richtigen Wüstenoase, in einem ummauerten Garten mit eigener Quelle zwischen Dattelpalmen, Apfel- und Granatapfelbäumen und Fatimas Familie, die fröhlich feiernd den freien Tag gemeinsam verbrachte. Besonders Fatimas Tante hatte uns gleich ins Herz geschlossen, obwohl eine Unterhaltung kaum möglich war.

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Besonders beeindruckend war der Sonnenuntergang auf dem Dach, die blaue Stunde, bis die ersten Sterne kamen. Wir wären dann eigentlich bereit gewesen, langsam zurück nach Shiraz zu fahren, vor allem, da wir uns für den nächsten Tag mit Ayda verabredet hatten, nach Persepolis zu fahren. Allerdings hatten unsere Gastgeber noch anderes vor, nämlich abends im Haus der Tante am Pool zu sitzen und Hähnchen zu grillen. Unglücklicherweise krachte auf dem Weg dorthin plötzlich die Heckscheibe unseres Autos und nachdem wir erst gegen Mitternacht zu Abend aßen, versuchten uns alle zum bleiben zu überreden. Wir mussten aber am nächsten Tag aus unserem Hotel auschecken und leider auf eine Rückfahrt drängen. Erst gegen halb drei fielen wir todmüde in unsere Betten!

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Der nächste Tag war schon voll verplant. Früh morgens schauten wir uns die Pinke Moschee an, die um diese Tageszeit wegen der, in die bunten Glasfenster einfallenden Sonne, am schönsten sein sollte.

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Gleich um 9 Uhr holte uns Ayda mit dem Taxi für die Fahrt nach Persepolis ab. Wir waren ein bisschen zwiegespalten, ob wir Persepolis nicht vielleicht einfach auslassen sollten. Alle Reiseführer sind sich natürlich einig, das die Besichtigung ein absolutes Muss ist, wenn man schon mal im Iran ist. Trotzdem hat so eine Besichtigung auch immer etwas mühseliges und verlangt ein hohes Maß an Vorstellungsgabe, hinter all den herumliegenden antiken Steinen das damalige bestimmt einzigartige Königreich zu erahnen. Ayda bot uns jedenfalls eine ausführliche unterhaltsame Führung und auch Nelio und Liam überstanden die Besichtigung einigermaßen. Mich beeindruckten die Königsgräber, die Nekropolis, besonders.

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Nachmittags schauten wir nochmal bei Fatima und Mehdi vorbei, um uns zu verabschieden, denn am Abend wollten wir mit dem Nachtbus schon weiter in die Wüstenstadt Yazd.

Die beiden begleiteten uns auf unserem Ausflug in den Heiligen Schrein und ich hatte das Vergnügen, von Fatima begleitet, beide züchtig mit Blümchentschador verhüllt, eine Führung durch die Abteilung der Frauen zu bekommen. Fatima war mehr als kritisch, ob all des Prunkes und der zur Schau gestellten Pracht. Mehdi zog es vor erst gar nicht mit rein zu kommen!

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Auf dem Rückweg lernten wir eine weitere Shirazer Spezialität kennen: Faludeh, das Fadeneis mit Zitronen- oder Rosenwasser und was ich besonders köstlich fand, Karottensaft mit einer Kugel Eis drin!

Bevor wir um 23 Uhr zum Busbahnhof fuhren, waren wir noch nach dem Abendessen mit Amin verabredet, einem jungen Künstler, den wir im Guesthouse kennengelernt hatten und mit dem wir dann leider nur viel zu wenig Zeit verbringen konnten. Nach all den tollen Begegnungen fiel uns der Abschied von Shiraz ganz schön schwer!

Nach einer höchst ungemütlichen Nacht im Bus landeten wir gegen 5 Uhr morgens in Yazd und entdeckten dort im Taxi auf der Suche nach dem Hotel das Jungle BnB. Vor dem Hostel machten sich grade zwei Deutsche mit ihren Motorrädern startklar und empfahlen uns das Jungle BnB so herzlich, das wir einfach ausstiegen und da blieben. Auf der Dachterrasse des Hotels erwarteten wir den Sonnenaufgang und tranken Tee und legten uns dann nochmal für ein Weilchen ins Bett.

Yazd wurde zu meiner Lieblingsstadt im Iran. Ich war begeistert von den Lehmhäusern, den engen Gässchen mit den überdachten Kuppeln und den Windtürmen, die wie eine Klimaanlage für die alten Häuser funktionieren. Es war heiß, aber mit einer sehr trockenen Hitze, die ganz anders als in Indien oder Indonesien, gut zu ertragen ist.

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Mittags aßen wir im Travellerhostel Silk Road Hotel und dabei beobachteten wie einen Motorradfahrer, der gerade ankam und sich langsam aus seiner dicken Kluft schälte. Draußen auf der Straße begegneten wir seinem Kumpel und David empfahl ihnen spontan das Jungle BnB, sollten sie mit dem Silk Road nicht zufrieden sein.

Die beiden sollten unsere Reisebegleiter für die nächsten Tage werden! Als wir im Jungle BnB ankamen waren Steve und Piers schon da und haben uns und vor allem Nelio und Liam sehr ins Herz geschlossen.

Die beiden waren seit gut zwei Monaten unterwegs und sind mit ihren Motorrädern von England bis in den Iran gefahren. Sie wollen insgesamt bis zu zwei Jahre unterwegs sein und über die Seidenstraße, bis nach China und weiter über alle Kontinente dieser Welt. Für uns war es spannend andere Langzeitreisende zu treffen und David war natürlich gleich ganz angefixt von der Reise per Motorrad. Steve und Piers hatten eine Engelsgeduld mit Nelio und Liam und ließen sich von ihnen anhand einer aufblasbaren Weltkugel unsere ganze Reise erklären – auf Englisch!

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In der Altstadt von Yazd konnte man ganz herrlich herumschlendern und in den kleinen Gässchen die Zeit vertrödeln. Abends besuchten wir eine sehr merkwürdige Sportveranstaltung in einem ehemaligen Wasserspeicher. Ich kann kaum erklären, was das eigentlich für eine Sportart war, eine Gruppe von Männern, gekleidet in einer Art Iranischer Lederhose kam zusammen, machte gemeinsam allerhand gymnastische Übungen, schwang große Holzkegel über den Schultern und seltsame Metallketten, die an Ochsengeschirre erinnerten und dazu wurde hypnotisch getrommelt und gesungen. Nelio und Liam hatten keine Lust zu diesem Ausflug mitzukommen und wollten zum ersten Mal alleine im Hotelzimmer bleiben. Ich machte mir eigentlich keine Sorgen und ging davon aus, das sie längst glücklich an irgendeinem elektronischen Gerät hingen und spielten, doch David wurde unruhig, ging früher zurück und fand leider auch Liam etwas aufgelöst und den Tränen nahe. Die beiden hatten Hunger, wussten das richtige Passwort zu Davids Computer nicht, konnten keinen Film schauen und schrieben uns statt dessen böse emails, wann wir endlich kommen würden!

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Am folgenden Tag besichtigten wir, wieder gemeinsam mit Steve und Piers, per Taxi die etwas außerhalb liegenden Türme des Schweigens. Dort fanden bis in die 70er Jahre die sogenannten zoroastrischen Himmelsbestattungen statt. Auf einem hohen ummauerten Turm in der Wüste wurden die Leichname den Vögeln und den Naturgewalten überlassen, bis nur noch die Knochen übrig waren.

Der zoroastrische Feuertempel wirkte etwas nüchtern, beeindruckte aber durch sein schon seit mehreren tausend Jahren brennendes Feuer. Im Wassermuseum von Yazd konnten wir das uralte Bewässerungssystem, wo durch unterirdische Kanäle Wasser direkt durch die Häuser der Innenstadt geleitet wurden, besichtigen. Auf dem Rückweg zu unserem Hostel entdeckte David auf dem Bazaar eine kleine Treppe die hinauf zu den Kuppeldächern der Stadt führte und wo wir einen phantastischen Ausblick hatten.

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Eigentlich stand für die nächsten Tage Ishfahan auf dem Plan, doch Steve und Piers hatten noch einen Zwischenstopp in dem Wüstendorf Toudeschk im Visier und wir schlossen uns Ihnen gerne an.

Mittlerweile hatte der Ramaddan angefangen und wir beobachteten genau, ob sich etwas verändern würde. Am Busbahnhof war die Fastenzeit noch nicht so zu bemerken, auf Reisen die länger als 80 km dauern, muss man nicht fasten und so verteilte der Busfahrer erstmal Kekse und Wasser.

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In Toudeschk kamen wir in der kleinen Herberge von Mohammed unter. Der Ort besticht durch seine normal wirkende, alltägliche Atmosphäre. Nach einem kurzen Spaziergang durchs Dorf und zum Sonnenuntergang auf den Berg hatte man das Gefühl, alles gesehen zu haben, doch es bleibt ein schöner Ort zum Verweilen. Mohammeds Haus ist wunderschön, man isst gemeinsam mit der Familie zu Abend und letzten Endes trafen wir auch dort wieder auf viele andere Traveller. Der Iran ist also keineswegs mehr so untouristisch wie wir zuerst glaubten. Es verschlägt viele Langzeitreisende und kulturell Interessierte hierher. Viele reisen auf der selben Route, meist von Nord nach Süd, oder wie wir umgekehrt. Da es aber immer noch wenig bezahlbare Travellerhotels gibt, trifft man sich im Iran immer mehrmals. In Toudeschk trafen in auf zwei Deutsche Pärchen, Julia und Markus und Marion und Bernhard. Julia und Markus waren in entgegengesetzte Richtung unterwegs, Marion und Bernhard sollten wir noch mehrmals treffen!

In Toudeschk feierten wir dann meinen Geburtstag, am Abend zuvor fuhren alle mit Mohammed in die Wüste und kochten Tee unterm Sternenhimmel, das Reinfeiern verpassten wir knapp und so wurde mein Ständchen im Auto gesungen.

Am nächsten Morgen wurde ich mit indischem Schmuck beschenkt und trage jetzt, wie es sich für eine ordentlich verheiratete Frau gehört, Fusskettchen und Fussringe!

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In Ishfahan landeten wir im sehr belebten und etwas runtergekommenen Traveller Hotel Amir Kabir. Da Mittags wirklich viele Restaurants und Imbisse wegen des Ramaddans geschlossen hatten, machten wir ein Picknick mit Käse, Brot, Gurken und Tomaten im Hotel und brachen erst gegen späten Nachmittag zur Stadterkundung auf. Ishfahan ist berühmt für den riesiegen wunderschönen Imam Platz, der von mehreren Moscheen, einem Palast und dem großen Bazaar umrahmt wird. Abends und vor allem zum Fastenbrechen zieht es dort unzählige Familien zum Picknick hin. Auf dem Weg dorthin stehen auf den Gehsteigen Tabletts voller Datteln bereit, denn mit einer Dattel wird traditionell das Fasten gebrochen. Schon eine Stunde vor Sonnenuntergang füllen sich die Rasenflächen mit Picknickdecken. Die auf dem Boden ausgebreiteten Tischdecken sind gedeckt und die Familien warten auf das gemeinsame Essen. Viele vertreiben sich das Warten beim Backgammon Spiel oder einer Unterhaltung mit westlichen Touristen, an denen das erlernte Englisch oder auch Deutsch erprobt wird. So wurden auch wir von einem jungen Mädchen in Begleitung ihrer Mutter angesprochen. Das Mädchen erklärte uns schüchtern, dass ihre Mutter hören wolle, ob sie nach zwei Jahren Englischunterricht schon eine Unterhaltung mit uns führen könne. Sie war 17 Jahre alt und hatte, wie so viele junge Iraner/innen, das Ziel, zum Studium ins Ausland zu gehen, am liebsten nach Amerika oder Kanada!

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Als die Zeit des Fastbrechens nahte luden uns Madine und ihre Mutter ganz selbstverständlich zum gemeinsamen Abendessen ein. Wir zögerten erst, denn schließlich waren wir mit Steve und Piers zu sechst und wollten der Familie nicht ihr Essen wegessen, aber letzten Endes reichte das Essen natürlich für alle und wir wurden freudig vom Rest der Großfamilie auf der Picknickdecke begrüßt!

Für mich war das ein ganz besonderer Geburtstagsabend! Nachdem ich mich so in Yazd verliebt hatte, dauerte es eine Weile bis ich mich auf Ishfahan eingestellte. Wir besuchten den Chehel Sotoun Palast mit seinen schönen Friesen und Deckengemälden, begegneten dort Bernhard und Marion wieder und verabredeten uns spontan zum gemeinsamen Abendessen. Wir schlenderten weiter durch die Parks, kamen zufällig an einem surreal anmutenden Innenhof vorbei und entdeckten das Museum für Zeitgenössische Kunst mit einer sehr sehenswerten Keramik Ausstellung zum Thema „breakable“.

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Am späten Nachmittag trieb uns der Hunger und die Suche nach einem Platz zum Pause machen ins noble Hotel Addesi. Mit Kaffee, Kuchen und Karottensaft mit Eis stärkten wir uns für unseren nachmittäglichen Spaziergang entlang des Flusses über die drei alten Brücken Ishfahans. Wir waren beeindruckt von den wunderschönen gepflegten Parkanlagen; der schattige Weg entlang des allerdings schon ausgetrockneten Flusses war erholsam und ruhig. Ich freute mich über Pärchen die ganz offen Hand in Hand durch die Gegend schlenderten!

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Abends waren wir auf Empfehlung in einem lokalen Restaurant zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Das Essen war sehr lecker, allerdings wurde es sehr spät und wir alle waren nach unserer langen Stadtwanderung recht erledigt.

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Am nächsten Tag sollte es schon weiter gehen nach Kashan. Mit dem Taxifahrer Farshid hatten wir eine Tour von Ishfahan über das „rote Dorf“ Abyaneh nach Kashan vereinbart. Zuvor ließen wir uns aber noch zur großen Freitagsmoschee Ishfahans bringen, die wollten wir wir uns nicht entgehen lassen, obwohl wir mittlerweile natürlich schon viele Moscheen gesehen hatten.

Architektonisch und künstlerisch haben mich alle Moscheen Irans sehr beeindruckt, aber spirituelle Orte waren sie für mich nicht. In all den asiatischen Tempeln, die wir besucht hatten, hatte ich öfters das Gefühl auch spirituell berührt gewesen zu sein. Die Moscheen finde ich rein ästhetisch wunderschön, die islamische Religion bleibt mir nach wie vor ziemlich fremd. In der Freitagsmoschee in Ishfahan ging es mir dann anders. Diese uralte Moschee, deren Innenräume ganz schlicht aus roten Backsteinen gebaut wurde, hatte eine ganz andere, sehr besondere Atmosphäre!

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Die Landschaft zwischen Ishfahan und Abyaneh ist toll, wüstenähnlich, karg aber sehr bergig und plötzlich tat sich ein kleines grünes Tal auf, an dessen Ende sich das rote Dorf schmiegt.

Wir hatten uns dort zum Abschieds-Picknick mit Steve und Piers, den beiden Motorradfahrern verabredet, da sie weiter nach Teheran und Turkmenistan wollten. Unser Fahrer Farshid kannte ein schönes Plätzchen an einem kleinen Wasserfall. Normalerweise wäre hier am Freitag, dem Sonntag der Moslems, kaum ein freies Fleckchen zu finden, aber jetzt im Ramaddan picknickten neben uns nur eine Handvoll anderer Familien.

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Abyaneh ist noch herrlich pittoresk und verschlafen, man kann aber schon erahnen, wie sich das Dörfchen sich in den nächsten Jahren durch den Tourismus verändern wird.

In Kashan kamen wir im Doost House unter, wo wir am späten Abend prompt Marion und Bernhard wieder trafen. Die beiden mussten leider spätnachts noch umziehen, weil aus ihrer Matratze die Bettwanzen gekrochen kamen! Ich hoffe, wir haben keine abbekommen, aber seither bin ich bei jeder juckenden Stelle etwas panisch!

In Kashan war alles dermaßen verschlafen, dass wir zum ersten Mal auch das Gefühl hatten, jetzt wirklich in der Nebensaison unterwegs zu sein. Tagsüber war es richtig heiß, um die 40 Grad, deshalb gammelten wir einen Grossteil des Tages herum und zogen erst in den Abendstunden los.

 

Kashan ist relativ klein und hat eine verwinkelte Altstadt mit vielen engen Gässchen. Der wunderschöne alten Bazaar, mit seinen Kuppelgewölben ist eher untouristisch, überwiegend gibt es dort normale Haushaltsdinge und Alltagsgegenstände zu kaufen.

Kashan ist berühmt für seine traditionellen Häuser. Wir besuchten das Abassian Haus, das Tabatabei Haus und das alte Sultansbad. Die meisten der Häuser liegen recht versteckt, von außen kaum zu erahnen. Es öffnet sich oft nur eine kleine Tür auf Strassenniveau zu einem nach unten führenden Gang. Wegen der großen Hitze wurden die Häuser nach unten gebaut, dort reiht sich dann Hof an Hof und Stock über Stock zu einer riesigen Wohnanlage, manche bieten bis zu 5000 Quadratmeter Wohnfläche! Wir mussten uns immer wieder vorstellen, wie toll es wäre, so ein Haus gemeinsam mit Freunden zu bewohnen!

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Etwas außerhalb der Stadt liegt der berühmte Fin Garten. Die symmetrisch angelegte Gartenanlage hat etwas sehr beruhigendes, die Brunnenanlagen werden durch kühles Quellwasser direkt aus den Bergen gespeist, im Hamam des Gartens wurde der iranische Märtyrer Amir Kabir gemeuchelt.

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Etwas zwiespältig standen wir unserem letzten Aufenthaltsort Teheran gegenüber. Für David gehörte der Besuch Teherans unbedingt dazu, ich hatte nicht so viel Lust auf eine 17 Millionen Einwohner Stadt. Nach der Hitze Kashans war es in Teheran direkt erfrischend. Die noch schneebedeckten Berge im Norden der Stadt erzeugten ein ganz anderes Klima und abends war man froh, eine Strickjacke dabeizuhaben. Wir wohnten im Cozy Hostel, das allerdings weniger ein Hostel, sondern vielmehr die Privatwohnung von Mehdi und Faruhk war. Die beiden hatten vier freie Zimmer und vermieteten diese an Gäste. Das ganze war eher also eine Art Homestay, ein Zwischending zwischen Couchsurfing und Hostel. Die beiden kümmen sich ganz liebevoll um ihre Gäste, versorgen alle mit Ratschlägen, Tipps und Lebensweisheiten und kochen zudem auch noch auf Wunsch zu Mittag oder zu Abend.

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Moscheen, Paläste und Bazare hatten wir bereits genug gesehen und so machten wir uns auf in das moderne Teheran. Am ersten Abend landeten wir auf der Dachterrasse eines Galeriehauses mit Blick auf die Berge im nahe gelegenen Park. Die Galerien waren leider schon geschlossen, aber dafür besuchten wir am nächsten Tag das Museum of Contemporary Art. Die Architektur aus den Siebziger Jahren gefiel uns sehr, interessant war auch die Ausstellung zur Kinderbuchliteratur Irans von den 30er bis zu den 80er Jahren. Vieles kam uns sehr bekannt vor und auch Nelio und Liam erkannten viel Kinderklassiker, vor allem die frühen Walt Disneys. Ich habe allerdings nicht verstanden, warum die Zeit nach der Revolution ausgeklammert wurde!

Angeblich liegen in den Lagern des Museums große Schätze der Kunst der westlichen Moderne, die allerdings schon seit Jahren nicht mehr gezeigt werden.

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Leider hatte sich Liam irgendeinen Magen-Darm Virus eingefangen und so war er nachmittags total schlapp und ließ sich von David durch die Gegend schleppen. Wir wollten aber noch unbedingt die „Nature“ oder Tabiaat Bridge sehen, eine moderne Brücke der iranischen Architektin Leila Araghian, die zwei Parks Teherans miteinander verbindet. Mit der ebenfalls sehr modernen, mit extra Frauenabteilen ausgestatteten U-Bahn, fuhren wir dorthin.

Die Brücke ist auch ein beliebter Treffpunkt vieler Teheraner und man kann dort gemütlich sitzen, den vorbei flanierenden Menschen zuschauen, sich Gedanken über die unterschiedliche Auslegung des Kopftuchgebotes machen oder den Mut junger Teheranerinnen bewundern, die Händchen haltend mit ihren Freunden laufen und letzten Endes darauf warten, bis endlich gegen acht Uhr alle Restaurants wieder aufmachen. Auch wir alle (bis auf den leidenden Liam) hatten mittlerweile großen Appetit und ich zugegebenermaßen schon richtig schlechte Laune vor lauter Hunger!

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Liam ging es am nächsten Tag langsam besser. Leider hatte er unsere Gastgeberin Faruhk mittlerweile angesteckt und so fiel das von ihr angekündigte Mittagessen leider aus und wir mussten uns selbst Nudeln mit Tomatensoße kochen. Ein kleiner Vorgeschmack aufs Selber-Kochen in Istanbul und im Wohnmobil! David ging noch schnell ein letztes Mal Geldwechseln und kaufte spontan das von den Kindern so heiß begehrte Backgammon Spiel! Nach dem Essen fuhr uns Mehdi mit dem Auto zum Teheraner Flughafen, denn für uns hieß es Abschied nehmen vom Iran und weiterreisen nach Istanbul!

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Teherans Flughafen ist für eine so große Stadt erstaunlich ruhig und übersichtlich. Wir waren mehr als rechtzeitig da und versuchten möglichst effizient unsere letzten Rials auszugeben. Gerade als wir los wollten kam plötzlich eine Iranerin vorbei und schenkte jedem von uns wortlos eine Tüte Eis! Wow!

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Auf Wiedersehen Iran, ein tolles und sehr überraschendes Reiseland, mit so offenen, freundlichen und herzlichen Menschen! Wir hatten eine tolle Zeit mit vielen intensiven Begegnungen, mit Iranern, aber auch mit anderen Reisenden.

Viele Iraner die wir kennen gelernt haben, haben sich offen kritisch über die Lage ihres Landes geäußert, so kritisch, das ich sie hier im Blog nicht namentlich erwähnen möchte. Vor allem die jungen Leute träumen davon, ins Ausland zu gehen. Ich habe aber in Kashan auch eine junge sehr offene Iranerin getroffen, die in Paris aufgewachsen ist und vor zwei Jahren beschlossen hat zurück in den Iran zu kehren. Es gibt also auch die Rückkehrer, die gerade jetzt die Situation im Land besonders spannend und aufregend empfinden. Als ich in Teheran auf der Nature Bridge saß und all die jungen Leute beobachtete, die sich so selbstbewusst und modern gaben, konnte ich es kaum glauben, das sich tatsächlich noch alle an das gesetzlich vorgegebene Kopftuchgebot halten. Unterschwellig muss es also so viel Druck und Überwachung geben, dass es keine wagt, dagegen offen zu rebellieren. Im Geheimen leben dann aber viele Iranerinnen genauso wie wir, kaum betritt man ein Privatgebäude, fallen die Kopftücher und langärmligen Blusen, aus selbstgemachtem Essig wird rein zufällig Rotwein und es wird auf den Dächern getanzt!

Ich habe mich auf meiner Reise durch den Iran total sicher gefühlt, weiß man aber über die politische Situation und die Unzufriedenheit vieler Menschen über ihr Regime, ist die gefühlte Stabilität im Land wahrscheinlich nur eine vermeintlich, der feste Boden dünnes Eis, das jederzeit brechen könnte.

Deshalb oder gerade deshalb meine Empfehlung: fahrt jetzt in den Iran, er ist wunderschön und toll zu bereisen!

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4 Comments

  • Ihr Lieben, die Fotos und eure Erlebnisse sind wunderschön. Es bleibt die Frage, ob ein totalitäres Land durch Besucher nicht sogar in seiner Stragtegie die Unterdrückung und Überwachung der Menschen zu stabilisieren und dennoch weltoffen zu wirken um in Handelsbeziehungen zu bezwingen. Es gibt viele Ereignisse die ihr glücklicherweise beim Reisen nicht erleben musstet: öffentliche Hinrichtungen von Jugendlichen (Mädchen ab 12 Jahren gelten im Iran als voll straffähig und können zum Beispiel im Falle einer Vergewaltigung zum Tode verurteilt werden. Ich habe bei der letzten Berlinale einen Film gesehen über ein „frauengefängnis in dem 12 bis 17-jährige nach Vergewaltigungen noch eine Chance bekommen sollten und in der Regel froh waren raus zu sein aus den Strukturen der Familien in denen sie mißhandelt werden. Es kommt auch immer wieder zu Verhaftungen von insbesondere Frauen, die sich zu „freizügig“ geben (z.B. im Internet ohne Kopftuch zu sehen sind). Es sind versuche sich aufzulehnen und zu befreien, die aber häufig scheitern. Ich bin schon sehr gespannt auf die Gespräche mit euch über die Erlebnisse und Begegnungen mit Iraner*innen. Ich habe so viele Menschen gesprochen hier in Berlin und auch Filme gesehen und viele Artikel gelesen und bin natürlich trotzdem auch ein wenig traurig nicht mit euch dort gewesen zu sein und doch auch überzeugt davon, dass die Entscheidung für mich richtig war.

    • Liebe Kerstin, vielen Dank für Deinen Kommentar und ich finde es gut, dass Du es auf diese Weise auch einem etwas breiteren Publikum ermöglichst, das Thema (semi-)öffentlich zu dikutieren. Natürlich wissen wir über die Menschenrechtsverletzungen im Iran und wollen dies auch absolut nicht bagatellisieren, doch für mich und uns stellt(e) es sich nach wie vor anders da, was insbesondere mit der Frage zu tun hat, wie man reist. Ein reines Urlaub machen kann ich mir für mich und mir im Iran auch nicht vorstellen. Hier hätte ich selbst ebenfalls das Gefühl, den Iranern nicht gerecht zu werden und meine persönlichen Bedürfnisse nicht mit den schwierigen politisch-gesellschaftlichen Umständen abzugleichen. Doch wenn man mit offenen Augen und Herzen reist, sich mit den Menschen zusammensetzt und sie ernst nimmt, dann bin ich mir sicher, hat man eher dazu beigetragen,sie ducrh seine Achtung und Zuneigung zu stärken und ihnen so etwas besonderes geben kann, was sie sonst nicht erhalten hätten. Diese Art des Reisens ist eben kein „Urlaub machen“ und ich bin mir sicher, wenn wir zusammen gereist wären, hättest Du es genauso gehandhabt. Jedenfalls waren de Reaktionen und die Gespräche, die wir geführt haben eine so wertvolle Erfahrung, dass ich meinen Freunden auch mit gutem Gewissen sagen und schreiben kann, dass ich es richtig finde, in den Iran zu reisen! Natürlich nur, wenn man auch bereit ist, sich über die politische Situation Gedanken zu machen. Ich bin auch der Meinung, dass das Reisen ins fernere Ausland hilft, unseren Eurozentrismus zu hinterfragen. So war es für mich im Iran auch sehr interessant zu sehen, dass trotz der westlichen Sanktionen und Einschränkungen ein hoher Lebensstandard möglich ist und die Sache im Kern eine glaube ich eher entgegengestzte Wirkung zeigt.
      Ich bin gespannt darauf, mich mit Dir und anderen weiter darüber auseinanderzusetzten und grüße Dich herzlichst David

  • Sabine, das liest sich wie ein Traum. Und diese wunderschönen Fotos! Ihr seid eine tolle kleine feine Gruppe! Ich freue mich für Euch! Bis bald in der alten Heimat

  • Liebe Sabine, lieber Davd, Wow, ich habe eure Iranbeschreibung in Cleeberg gelesenen, da waren wir gerade alle (…), Bea hat ihren 65. mit einem wunderschönen Fest gefeiert. Die Fotos sind wahnsinnig schön! Und die Beschreibungen sehr spannend, mit allem was da auch hintergründig dazugehört. Ich glaube übrigens auch an die benefits von Kontakt! Jedesmal wenn ich in euren Blog schaue bin ich ganz berührt! Ihr macht das wirklich toll! Allerliebste Grüße und gute Wünsche für den letzten Teil eurer Weltreise ?? Christiane