Mit dem Zug nach Kalaw

Geschrieben von Sabine

Früh am Morgen brachen wir in Taunggyi auf und fuhren nach Shwe Nyaung zur Bahnstation. Gerade noch rechtzeitig, den die Bahn fuhr nicht um 8.30, sondern doch schon um 8.00! Sie wartete dann aber extra auf uns, bis wir im umständlichen Prozedere unter Angaben unserer Passnummern unsere sechs Tickets in der Holzklasse für lediglich 500 kyat pro Person, (das sind weniger als 50 Cent) erworben hatten. Die Fahrt war entspannt, sehr sehr holperig und führte durch eine wunderschöne bergige Landschaft.

  
 Das tiefe Grün der Wälder und Bäume kontrastierte sich mit dem Rot der Erde und den oft Senfgelb blühenden Feldern. Wir fuhren oft sehr nah an den Dörfern vorbei und konnten beobachten wie auf einfachste Art und Weise, oft per Hand oder Ochsenkarren Landwirtschaft betrieben wurde. An jedem Bahnhof boten Frauen ihre Waren auf dem Kopf durchs Zugfenster feil und man konnte sich gut mit kleinen Snacks oder frischen Früchten versorgen. 

  
Die Bahnfahrt war ein Erlebnis für sich, die Bahnstrecke und Züge stammen noch aus Myanmars kolonialen Zeiten und die Wagons hüpfen und schaukeln über die Gleise, das man sich öfters richtig festhalten muss. Kurz vor Kalaw wird es voll, um und unter uns türmen sich die Säcke mit Gemüse, Blumenkohl und Kohl und werden von den zierlichen Myanmarerinnen unter Einsatz ihres ganzen Körpers unter die Sitze gestopft.

   

  Nach vier Stunden Fahrt sind die 70 Kilometer (!) nach Kalaw geschafft und wir gehen zu Fuß zum Railway Motel. 

  
Oje, das wird eine Herausforderung, zum ersten Mal erwischen wir ein Hotelzimmer mit nur einem Doppelbett! Bisher hatten wir zumindest immer zwei Einzelbetten und konnten uns mit je einem Kind ein Bett teilen! 

Kalaw war früher Zufluchtsort mit erfrischendem Klima in den Bergen für die britischen Kolonialelite. Heute geht es immer noch sehr geruhsam dort zu, die meisten Traveller kommen dort hin um zu wandern oder von dort aus zum Inle See zu laufen. 

Wir genießen die Ruhe, das Vogelgezwitscher und sitzen gemütlich in einer Teestube, während Nelio, Liam und Maribel mit Feuereifer einen netten Myanmarer porträtieren! 

Die meisten Wandertouren in die umliegenden Bergdörfer sind dann mit mindestens 18 Kilometern doch leider zu weit für uns und unsere Kinder und so entscheiden wir uns für eine Fahrradtour. 

Wir klappern ganz Kalaw auf der Suche nach Fahrrädern mit Gepäckträger ab, haben schon fast aufgegeben, als Anja gegenüber des Ladens, wo wir angefangen hatten, schließlich drei passende Räder entdeckt! Wir stärken uns mit selbstgemachtem Yoghurt am Straßenrand und los geht es in die Berge! Unser erstes Ziel ist eine große Höhle in der hunderte von Buddhastatuen stehen. Wieder einmal werden wir von Myanmar überrascht, wir erwarten eine einfache Höhle, finden aber eine große Tempelanlage, mit Stupafeld davor. Der Eingang zur Höhle ist komplett bebaut, der Boden gefliest, den auch hier gilt, wie in jedem Tempel, das man ihn nur barfuß betreten darf! 

Mit uns besichtigt eine Vielzahl myanmarischer Pilger die heilige Stätte und zwischen Gebet und Ehrerbietungen vor den Buddhastatuen entstehen wieder viele Erinnerungsfotos mit unseren Kindern. 

Maribel, die mit ihren blonden Locken meist Hauptziel des Interesses ist, ziert sich häufig etwas und wechselt sich in dieser Rolle öfters mit Liam ab, während Nelio schon ganz profimässig sein Photolächeln auflegt und Arm in Arm mit Oma, Baby, Tochter und Enkelkind posiert. Die meisten myanmarischer Kinder finden aber diesen Wunsch ihre Eltern nach einem gemeinsamen Foto mit unseren Kindern noch viel viel schlimmer als unsere Kinder und verstecken sich oft panisch! 
  
Die Höhle ist wirklich beeindruckend, sie ist ziemlich tief und wirklich jede Nische ist mit einer Statue bestückt. Je tiefer man vordringt umso feuchter und entsprechend rutschiger wird der Boden auf den Fliesen. Manche Gänge sind so schmal das Anja und ich unsere Platzangst überwinden müssen, um weiter zu gehen. 

  
Unser nächstes Ziel ist der „Bamboo stripped Buddha“, wir wissen alle nicht so genau, was wir uns darunter vorstellen sollen und machen uns also neugierig auf die Suche. Hinter einem Kloster werden wir fündig, der Buddha hat ein inneres Bambusgerüst, außen eine schwarze Lackschicht und ist mittlerweile über und über vergoldet. Allerdings dürfen nur Männer die kostbaren Goldplättchen anbringen. 

Als wir die Halle mit dem Buddha betreten, sind wir fast alleine dort. Zwei Nonnen bitten uns Platz zu nehmen und reichen uns ein Tablett mit Tee und zwei Schälchen mit Nüssen und fermentierten Tea Leaves, wie sie in Myanmar auch für Salat verwendet werden. Wir sind zunächst etwas verunsichert, sollen wir hier essen und trinken, oder sind das etwa Opfergaben? 

  
Nach einigem Zögern beobachten wir andere die nach und nach ankommen: Buddha wird begrüßt, dann kurz gebetet und dann wird gemeinsam gequatscht, getrunken und geschmaust. Also lassen wir es uns schmecken, sehr lustig irgendwie als würden wir mit Buddha gemeinsam essen!

Unsere Radtour endete mit einer rasanten holperigen Fahrt bergab und beim Abendessen genossen wir nochmal die Ruhe, den wunderschönen roten Abendhimmel und wappneten uns für die enge Nacht zu viert im Doppelbett und vor allem, die Weiterfahrt per Bus am nächsten Morgen!