Back in the Default World

Geschrieben von Sabine

Wir sind zurück in der „default world“ wie Burner sagen, aber ganz so falsch ist sie eigentlich gar nicht! Montag Abend kommen wir in Reno an, checken im Motel 6 ein und fangen an, uns langsam des ganzen Staubes zu entledigen! David und Raoul bleiben mit allen Kids im Motel, Susanne und Anja fahren mit der kompletten Wäsche von uns allen, inklusive Schlafsäcken etc. zum Waschsalon und stecken mindestens 50 Dollar in die Automaten! Ich fahre mit Andy und Falk in den Generator um die Einzelteile des Brobdingnags abzuladen. Als wir ankommen ist alles dunkel, nur ein einsames Auto parkt vor der Tür. Was für ein Kontrast zu den Tagen vorm Burning Man! Ich frage ein paar Typen, ob noch jemand im Generator ist und plötzlich kommt Tim um die Ecke. Er hat mich an der Stimme oder am German Accent erkannt und schließt nur für uns persönlich den Generator wieder auf! Wir haben die ganze Halle für uns alleine und fühlen uns wie zuHause! Was für ein Glück, wir können alles ausladen und morgen früh den Truck zurückbringen. 

David und Andy fahren ein weiteres Mal nach Carson City und werden nach etlichen Reklamationen und wiederholten Touren zur Autowaschstrasse den U-Haul Truck tatsächlich los.

Nachdem wir alle stundenlang unser Gepäck, unsere Wäsche und so einigermaßen uns sortiert haben, brechen wir auf und unsere Wege trennen sich: Susanne fährt per Greyhound nach LA, Andy, Raoul und Falk nahmen sich einen Mietwagen, um in Richtung Death Valley zu fahren und wir waren wieder zu sechst mit Anja und Maribel und haben Lake Tahoe und die Hot Springs vom Bridgeport Creek als nächstes Ziel. 

Wir fanden sie tatsächlich! Nach nächtlicher Suche standen wir irgendwann auf einem schon dunklen Campground, fanden einen Typen der uns im Bademantel entgegen schlurfte und erhielten Tipps, wie wir zur Hot Spring kommen: immer den Berg runter, dann durch den kalten Bach und voilá, wir sind da! Also, schnell im Dunkeln die Zelte aufbauen und los geht’s. Liam meinte dazu: Endlich mal ein Abenteuer und ihr macht mit! 

Und das war es tatsächlich! Die Hot Springs waren fantastisch, fünf selbstgebaute Becken an einem grossen Felsen, über den das Wasser als Wasserfall in die Becken plätschert! Und wir hatten sie ganz für uns alleine!!! 

Am nächsten Tag ging es weiter am gespenstischen Mono Lake vorbei in den Yosemite Park. 

Das Tal, die Felsen und die Landschaft waren überwältigend schön! Leider war alles etwas diesig und verraucht, denn auch hier wüteten die kalifornischen Waldbrände ganz in der Nähe. 

Da wir ja angeblich in der Nachsaison waren, dachten wir, wir könnten ganz locker mitten im Valley campen. Doch das war leider falsch gedacht! Alle Plätze waren reserviert, obwohl für unsere Verhältnisse noch locker Platz für weitere hundert Zelte gewesen wäre. Wir hatten die Wahl, entweder mindestens eine weitere Stunde zurück zu fahren und ausserhalb ein Camp zu suchen oder einfach die nächstbesten zu fragen, ob sie ihren Campplatz mit uns teilen würden! Ein sehr nettes israelisches Paar beherbergte uns und hatte sogar noch Platz für unsere Lebensmittel in der Bärenbox! 

Bären sahen wir am nächsten Tag beim Wandern erstmal keine, dafür Berglöwen Babies, die nicht fern vom Weg herumsprangen, fast zahme Rehe und keinen Yosemite Wasserfall, denn dafür war es zu trocken. Erst als wir aus Yosemite rausfuhren rannte ein kleiner Bär vor uns über die Straße! 

Unser nächster Weg führte uns nach San Francisco. Wir hatten die Tage zuvor kein Internet und erst zwei Stunden vor SF funktionierte es wieder. Nach kurzem gegoogel mussten wir feststellen, das Hotelzimmer unbezahlbar teuer sind, was also tun? 

Zum Glück hatten wir noch die Adresse von Nancy und Brian, die wir beim Burning Man kennengelernt hatten. Die beiden hatten Anja und die Kinder auf der Playa getroffen und uns dann zum Snowcone essen in ihr Camp eingeladen. 

Und jetzt erlebten wir wirklich ein Musterstück an amerikanischer Gastfreundschaft! Die beiden empfingen uns mit offenen Armen. Wir bekamen das Nachbarhaus, das ihren Kindern, die gerade in Berlin waren, gehörte, für uns alleine. Sie bekochten uns und hatten neben uns auch noch weitere drei (!) Burner zu Besuch! Das war wirklich ein tolles Erlebnis und eine sehr sanfte Landung in der „default World“ (Raoul fand am Ende seiner Reise auch noch mal Unterschlupf bei den beiden!).

Wir verbrachten einen laufintensiven Tag in San Francisco, erkundeten Chinatown, die Fishermans Warft mit ihren wilden Seelöwen und liefen etliche Hügel bergauf und bergab. Bevor wir in Richtung LA aufbrachen, sammelten wir Raoul wieder ein. Den Abstecher zu den Großen Redwood Bäumen im Sequioa schafften wir leider nicht mehr und verbrachten stattdessen eine Nacht in Pismo Beach. 

In LA lieferten wir Anja und Maribel bei Freunden ab und verbrachten die Sonnenuntergangsstunde auf einem der Hügel LAs, mit Blick über die Stadt. Dann brachen wir zu einer weiteren Burner Verabredung auf: wir waren bei David Raven, einem Bekannten Musiker zum Essen eingeladen! David und David hatten sich ganz zu Anfang des Festivals an unserem Tisch getroffen, ein wenig geplaudert und als wir erzählten, dass wir von LA abfliegen, uns zum Essen eingeladen. 

Davids Haus war beeindruckend! In einem kleinen verwunschenen Schloss wurden wir sehr lecker mit Spaghetti Carbonara bewirtet und durch Davids Geschichten unterhalten: vor der Wende war er mit seiner Band in Ost Berlin unterwegs und erlebte dort eine sehr spezielle Zeit! 
Unsere Burning Man Kontakte wurden weiter genutzt: wir übernachteten bei Christopher Fuelling, den David noch aus Kule-Zeiten kennt, und der uns während Burning Man zum mittelalterlichen Essen eingeladen hatte. 

Christopher zeigte uns am nächsten Tag seine aktuelle Arbeitsstätte, das Castle, der Alchemist Society, eine wunderschöne Villa auf den Hügeln Hollywoods mit Blick auf LA. Wir verbrachten den halben Tag dort, machten noch einen Abstecher zum Hollywood Boulevard und zur Sternwarte, wo ich damals vor über 20 Jahren während meines Austauschjahres schon mal war!

Ach ja, ein wichtiger Programmpunkt war noch der große Autoputz desMietwagens… Und dann schauten die sich das Auto nicht mal an, als wir es in LA am Flughafen zurückbrachten! 
So, bye bye America, Konnichiwa Japan! 

Dieser Aufenthalt in den USA hat mich wirklich mit dem Land ausgesöhnt! Wir hatten eine tolle ereignisreiche Zeit, haben bei interessanten Festivals mitgearbeitet, unsere eigenen Projekte realisiert und haben sehr sehr nette, offene und gastfreundliche Menschen kennengelernt!  

We will come back some time!