Also, nach weiteren wunderschönen Tempeln und vor allem ganz tollen Zen Gärten, die wir in Kyoto besichtigten, fuhren wir nach Nara, der alten Königstadt. Die Besonderheit der dortigen Tempelanlagen waren zweifelsfrei die zahlreichen herumstreunenden Hirsche, laut Überlieferung die verwandelten Heiligen, die seit hunderten von Jahren rund um den Kasuga-Schrein nicht gejagt werden dürfen. Und scheinbar hab sich die Tier so daran gewöhnt, dass sie tatsächlich ohne jede Scheu durch die halbe Stadt schlendern!
Die Kinder jedenfalls hatten ihren Spaß mit den Rehen und Hirschen, auch wenn diese teilweise doch recht rüde waren – und wehe demjenigen, der Hirschfutter kaufte und es nicht gleich rausrücken wollte.
Uns bezauberten vor allem die tausenden von steinernen Moosbewachsenen Laternen, die es in allen Formen und Größen zu sehen gab!
Der architektonische Höhepunkt ist der größte Holzbau der Welt, der deshalb so groß sein muss, damit ein riesiger hölzerner Buddha darin Platz findet. Ein touristisches Highlight dort ist das Loch in einer Holzsäule, das angeblich die Größe des Nasenloches des Buddhas hat. Diejenigen die durchkriechen können, gelten als besonders von Glück gesegnete Menschen. Liam und Nelio schlpften problemlos durch, Sabine musste von Liam ein bisschen gezogen und geschoben werden und David hat es lieber erst gar nicht versucht!
Von dort aus entschieden wir uns dafür, durch die Berge zurück in Richtung Tokio zu fahren. Zunächst legten wir einen Stop am großen Lake Biwa-Ko ein, wo Sabine im Reiseführer eine interessante japanische Burg aus dem Mittelalter entdeckte (Nelios momentanes Thema in Geschichte!). Nach der Besichtigung, die uns allen Spaß machte und während der wir über winzige Treppen bis unter das Dach der Burg geführt wurden, spazierten wir noch durch das kleine Örtchen, gingen Essen und kosteten das zarteste Fleisch überhaupt. Auf dem Rückweg zum Parkplatz trauten wir dann unseren eigenen Augen nicht, denn plötzlich standen doch tatsächlich unsere beiden Britzer Nachbarn, die Jenschkes vor uns, die auf einer Tagung waren und mit ihrer Reisegruppe kurz einen Abstecher zu der Burg machten. Manchmal ist die Welt doch sooooo klein!
Wir fuhren weiter und wollten eigentlich noch zwei einsam gelegene ursprüngliche Bergdörfer besuchen, doch Google lenkte uns mitten auf einen Feldweg und behauptete, wir hätten unser Ziel erreicht. So pflückten wir halt nach Obst ausgehungert, das in Japan als Luxusdelikatesse gilt, ein paar Kakifrüchte und verbrachten die Nacht auf einem öffentlichen Parkplatz in der Nähe.
Am Morgen gab es selbst zubereitetes Frühstück: Gaskocher ausgepackt, Teewasser gekocht und Spiegeleier gebraten. Dann machten wir uns einfach schnurstracks auf in die Berge und liefen einen Weg hinter dem Parkplatz entlang, bis uns eine Absperrung und eine große Bärenfalle aufhielten! Mmh, vielleicht doch nicht der rechte Weg? Zunächst gingen wir auch brav zurück, doch dann fanden wir einen anderen Weg und stiegen steil bergauf. Wie sich herausstellte, war es der Pfad für die Waldarbeiter und führte von Strommast zu Strommast, quer durch die wunderschöne Berglandschaft. Die Kinder fanden den Aufstieg weniger spannend, dafür hatten sie einen Heiden Spaß beim Abstieg und rannten wild und wagemutig zurück! Wer also in Japan einfach mal so total off the beaten track unterwegs sein möchte… Einfach nur den Schildern mit der Nummerierung folgen. Sehen was wie bei uns Wanderwegbeschilderungen, aber wenn man die japanischen Zeichen dazu nicht lesen kann, verbirgt sich dahinter eben was anderes!
Nach dem wir kurz vor Tokio noch den letzten ausgewiesenen Übernachtungsparkplatz nutzten, fuhren wir am kommenden Morgen direkt in die Mega Metropole hinein. Dem Tipp unserer Camper Vermieter folgend, suchten wir in der Nähe der Bahnstation Meidaimae einen bezahlbaren Parkplatz und wurden ganz dicht an einem Lawson (24 Stunden geöffneter Mini Supermarkt mit Toilette!) auch fündig.
Der erste Schultag in Tokio begann dann in einem Café in der Nähe des Bahnhofs. Dann wollten wir mit dem Zug in die City fahren. Die erste Hürde war das Wohin! Nachdem wir uns mit Ginza, der 5th Avenue von Tokio, ein Ziel gesetzt hatten, mussten wir rausbekommen, welche Metrostation wir aussteigen und mit welchem Fahrschein wir dort hinkommen sollten. Dank der Unterstützung eines netten Bahnbeamten am Schalter lösten wir auch dieses Problem und setzten uns in die eiskalte U-Bahn. Mit Anschlussfahrausweis und weiterer Unterstützung erreichten wir unser Ziel, besuchten die Sony World, schlenderten durch ein großes Kaufhaus und speisten in einem der zahlreichen Automatenrestaurants. Gar nicht so schlecht und dazu noch sehr günstig.
Da wir alle mal wieder dringend eine Dusche nötig hatten, suchten wir zum Baden den nächst gelegenen Onsen auf, was wir, beim nun dritten Besuch schon recht routiniert bewerkstelligten.
Am kommenden Tag trafen wir am Nachmittag unsere ehemalige WG Mitbewohnerin Miho und verbrachten gemeinsam einen tollen Tag. Endlich konnten wir nach Herzenslust alles mögliche kosten, Fragen stellen und etwas tiefer in die japanischen Gepflogenheiten eintauchen.
Der Höhepunkt war dann unser gemeinsames Abendessen: wir landeten nach längerer Suche in einem speziellen Okonomiyaki Restaurant. Okonomiyaki ist eine Art Japanischer Gemüsepfannkuchen auch Japanische Pizza genannt, weil man sie mit verschiedenen Dingen belegen kann, es uns allen sehr viel Spaß gemacht und sehr lecker geschmeckt hat.
Unsere letzten beiden Tage waren dann eher anstrengend und spannungsreich. Die Kinder mäkelten am Essen, wir mussten 20 kg Wäsche waschen und dem Camper wieder heile und einigermaßen ordentlich zurückgeben. Unsere polnischen Camper-Vermieter erwiesen sich jedoch als sehr nette und angenehme Partner und alles verlief völlig problemlos. So landeten wir pünktlich am Flughafen und freuen uns nun sehr auf Vietnam!