Vietnam Teil 2 von Mui Ne bis nach Hanoi

Geschrieben von Sabine

Mit etwas Wehmut verließen wir unser sehr angenehmes Hotel mit Pool in Mui Ne. Der Aufenthalt dort hatte sich schon echt nach Ferien angefühlt! Unser nächster Stop sollte in Nha Trang sein, wo wir nach einer fünfstündigen Fahrt durch strömenden Regen ohne Pause und nur mit ein paar Bananen als Proviant feststellten, dass wir in einer Art Ballermann für Russen gelandet waren. Erst nach einer Weile entdeckten auch wir den Charme Nha Trangs. Tatsächlich waren hier viele Speisekarten auch auf russisch, wir wurden statt auf English zu allererst auf russisch angesprochen und überall gab es Angebote für diverse Schönheitsops… auf Russisch! Es gab sogar Wintermäntel Läden mit dicken Daunenjacken, bestimmt eher für russische Gäste, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Vietnamese so eine Jacke bei über 30 Grad in feuchtwarmen Sommerwetter braucht!

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Wir wohnten in einem dieser seltsamen handtuchbreiten Hotelhochhäusern, immerhin wieder mit Pool im 10. Stock!

Nha Trang hat allerdings einen schönen Stadtstrand mit bizarrer Uferpromenade.image Alle Bäume waren in den merkwürdigsten geometrischen Formen geschnitten und auf dem Hauptplatz war eine riesige Kletterwand in Form eines Tigers (lokale Biersorte) aufgebaut.

Am nächsten Tag entschieden wir uns, mit der Seilbahn übers Meer auf die Insel Vinpearl zu fahren.

Nachdem wir auf unseren letzten Reiseetappen alle Disneyworlds erfolgreich umschifft hatten, landeten wir jetzt mitten in einer Art vietnamesichem Disneyland (dafür aber dann doch günstiger!) und verbrachten überraschenderweise nach unserem ersten kleinen Kulturschock einen sehr entspannten schönen Tag dort.

Tatsächlich tat es erstaunlich gut, sich mal von dem hupigen wuseligen asiatischen Stadtgetümmel freizukaufen und den Tag in einem all inclusive Amüsierpark zu verbringen, denn das erkaufte man sich mit dem Seilbahnticket: unbegrenzte Karussellfahrten, Boxautotouren, Eintritt in einen Wasserpark mit so vielen Rutschen, dass wir gar nicht alle ausprobieren konnten, „echten“ Strand gab es auch noch, eine 4D Filmvorführung, Delphinshow, Aquarium mit begehbarem Tunnel und Meerjungfrauenshow und zu guter letzt noch eine Schlittenfahrt den Inselberg hinunter. Als dann die Kinder auch noch die Indoor Spielhölle entdeckten, in der man quasi alle Computerspiele der letzten 10 Jahre ausprobieren konnte, war es Zeit für uns zu gehen, und unser Abendessen lieber an einem der vielen Seafood Restaurants in der Innenstadt einzunehmen.

Insgesamt aber ein sehr lustiger entspannter Tag und nicht mehr russische als anderer Touristen!

Und damit mich hier keiner missversteht, ich habe absolut nichts gegen Russen, fand es aber befremdlich, dass man mitten in Vietnam so viele russische Schriftzüge findet und das nicht nur in den Speisekarten, sondern im gesamten Straßenbild.

Am nächsten Tag stand wieder etwas mehr Hochkultur auf dem Programm. Wir mieteten ein Moped und besuchten den alten Cham Tempel am Flussufer. Danach ging es zu einer Kletterpartie in den Felsen am Strand. Den grossen lächelnden Buddha Tempel sahen wir dann nur noch im vorbeifahren, denn Nelio und Liam wollten unbedingt zum Wasserpuppentheater. Das war toll, seltsam und vor allem technisch sehr faszinierend!

Abends gab es noch schnell Abendessen, denn wir hatten ja gelernt niemals mit hungrigem Magen in das nächste Fortbewegungsmittel einzusteigen! Obwohl Nelio und Liam die letzte Busfahrt hungrig und sehr stoisch durchgestanden hatten, entschieden wir uns jetzt, die nächste Tour mit dem Nachtzug zu machen. Nelio hatte sich besonders drauf gefreut, aber wohl eher mit einem ICE der DBahn gerechnet, doch Schlafwagenfahren in Vietnam erinnert vom Standard eher an die Strecke vom Senegal nach Mali, die wir 2005 gefahren waren, vielleicht etwas luxuriöser. Immerhin gab es Airco und Bettlaken, die allerdings schon von unseren Vorreisenden benutzt worden waren und unser 4er Abteil entpuppte sich dann doch als 6er Abteil, das wir mit zwei älteren Herren teilen mussten, von denen einer leider eine triefende Tüte mit stark riechendem Eingelegten oder was auch immer dabei hatte.

Irgendwie konnten wir alle schlafen, die Kinder glaube besser, aber wir fragten uns: sind wir jetzt zu alt für diese Art des Reisens geworden oder fällt uns das mit Kindern einfach mehr auf? Manchmal ist das Reisen mit Kindern eben auch so, als hätte man seinen spiessigen alten Ego als Reisebegleitung. Manchmal fällt es dann schwer so zu tun, als sei das alles völlig normal und eigentlich doch ganz okay.

Entschädigt wurden wir dann durch unseren sehr schönen Aufenthalt in Hoi An im Vip Garden Homestay. Nelio gefiel es dort so sehr, das er sich quasi häuslich einrichtete und einen kleinen Kosmetiktisch für sich als Schreibtisch beanspruchte. Laurin und Milan hatten uns ihre ersten eigenen Stop Motion Filme geschickt, das hat unsere Jungs so begeistert und inspiriert, das Hoi An quasi zur Filmprojektwoche geworden ist! Die wunderschöne Altstadt durchquerten wir täglich und Nelio und Liam hielten Ausschau nach den schönsten Ecken in ruhigen Tempeln für ihre Filmdrehs mit kleinen Spielfiguren wie z. B ihren Minions.

Hoi An ist zwar alles andere als ein Geheimtipp und wir waren mitnichten die einzigen Touristen hier, dennoch hat uns die Stadt mit ihren vielen alten intakt erhaltenen Häusern bezaubert. Es gibt Unmengen kleiner Souvenirläden und fliegende Händler, ganze Heerscharen an Cyclo Fahrern, die andere Touris durch die schmalen Gassen kutschieren. Wenn man in die Altstadt will, benötigt man ein Ticket, das sechs Eintrittskarten für diverse Sehenswürdigkeiten beinhaltet. Wann immer einem grade danach ist, kann man einen dieser Schnipsel nutzen und einen Tempel, eines der alten Wohnhäuser oder ein Museum für Kunsthandwerk besuchen.

Der erste Tag führte uns abends genau zur Dämmerung an eine grosse beleuchtete Brücke, wo sich Hochzeitspaare in der blauen Stunde auf dem Fluss fotografieren ließen und man bunte mit Kerzen beleuchtet Lampionboote zu Wasser lassen konnte. Bezaubernd oder purerer Kitsch, oder einfach beides?

Am nächsten Morgen hatten wir vor, bei einer Kochschule mitzumachen. Schon am ersten Tag hatten wir eine Adresse ausgekundschaftet und zogen eilig los. Es sollte um 10 Uhr losgehen! Dort angekommen stellten wir dann fest, dass wir das vorher hätten anmelden müssen. Wir konnten aber noch beim Kurs um 15 Uhr mitmachen. Dazu gehörte eine kleine Fahrradtour zu einer der Farmen Hoi Ans. Wir hatten also erstmal wieder viel Zeit und trödelten durch die Stadt, blieben hier und dort hängen, aßen zu Mittag und wurden dann um 15 Uhr mit Fahrrädern bei unserem Guesthouse abgeholt.

Die Fahrt auf die Farm war toll, und sehr sehr entspannt. Wäre ich Vietnamesin, ich glaube, ich würde auch am liebsten dort arbeiten. Schön grün und vor allem ruhig auf den Feldern! Angeblich wird alles Bio angebaut, mit Kuhdung und Algen gedüngt. Unser Guide erklärte uns auch später auf dem Markt den Unterschied: die dicken fetten Knobläucher schmecken fad, sind teuer, sind überdüngt und aus China importiert, die kleinen sind würzig, Bio und aus Vietnam!

Auf den Feldern arbeiten heutzutage nur noch die Alten, die Jungen zieht es in die Stadt zum arbeiten. Wir machten Bekanntschaft mit einem Paar das 91 und 87 Jahre alt war. Einen Tag später konnte ich in einer kleinen Fotogalerie feststellen, dass die beiden anscheinend berühmte vietnamesische Models waren! Der bekannte Reisefotograph Réhan hatte gleich mehrere Bilder von ihnen ausgestellt! Nelio und Liam hat eher beeindruckt, dass der Alte auf einem kleinen Frühlingszwiebelröhrchen pfeifen konnte! Das gelang keinem von uns!
Bevor es dann mit der Kochschule losging gingen wir noch auf dem Markt einkaufen. Das fanden Nelio und Liam eher enttäuschend, zwar bekamen wir alle Einkaufstaschen in die Hand, die Einkaufsliste bekam aber eine Marktfrau, die dann alles für uns zusammen suchte. Wir dagegen bekamen eher eine Führung über den Markt und uns wurden verschiedene Kräuter und verschiedene Sorten Reispapier gezeigt und in die Taschen gestopft. Und als es dann noch anfing zu Regnen, nutzten wir schnell eine kleine Regenpause, um zurück zum Restaurant zu flitzen, wo sich die Kochschule befand.

Die nächsten Stunden waren wir sehr froh und glücklich zu kochen, denn draußen goss es wie aus Kübeln! Wir dagegen hatten einen spektakulären Ausblick von einer offenen Terrasse aus, und lernten, wie man frische und frittierte Frühlingsrollen, Mango- und Papayasalat, Rindfleisch mit Zitronengrass, Chashewkernen und Huhn im Tontopf zubereitet. Gemeinsam mit drei jungen Französinnen bildeten wir eine lustige kleine Kochgruppe und Nelio und Liam legten sich beim Mango und Papaya raspeln schwer ins Zeug! Die beiden waren vor allem von der schönen Dekoration angetan! Das Tomatenherz müssen wir bestimmt nochmal nachbasteln. Am Ende durften wir uns unser selbstgekochtes Menü auf einer gemütlichen Terrasse mit Blick auf den Fluss schmecken lassen. Sehr sehr lecker!
Es schüttete die ganze Nacht und den ganzen Morgen wie aus Kübeln. Wir verkrochen uns erstmal in unserem gemütlichen Hotelzimmer und machten Reiseschule. Gegen Mittag wurde es besser und der Hunger trieb uns hinaus. In Hoi An gibt es überall sehr leckeres Cau Lau, ein Gericht mit dicken Nudeln und Fleisch, und was ich besonders lecker finde: Banh Xeo, kleine Pfannkuchen mit Sojasprossen und Shrimps, die mit vielen frischen Kräutern und Salatblättern in Reispapier gewickelt und dann in Erdnusssosse getunkt werden. .

Nelio, Liam und David trieb ihr nächstes Filmprojekt um und wir begaben uns auf eine endlose Suche nach Nylonschnur. Mir wurde diese Suche irgendwann mal zu lange und wir trennten uns. Ich genoss ein paar Stunden die Altstadt beim Bier und Abendessen für mich alleine und wir trafen uns abends im Hotel wieder. Dort sprudelten Nelio und Liam über und erzählten mir ganz begeistert, was sie mit David alles erlebt hatten! Das war schön, die beiden so zu erleben und von ihrem Tag erzählt zu bekommen und wieder mitzubekommen, das sie doch nicht einfach nur so neben uns her trotten, sondern doch ganz viel in sich aufnehmen! Besonders beeindruckt hat sie der Besuch eines Ladens in dem riesige Modellschiffe hergestellt wurden. Aber auch alle möglichen Tempel wollten sie auf einmal freiwillig besuchen! Anscheinend tut es uns allen ganz gut, mal in unterschiedlichen Konstellationen loszuziehen!
Da uns Hoi An so gut gefiel, verlängerten wir noch einen Tag, denn uns fehlte noch ein Tag am Strand! Per Moped machten wir uns auf und entdeckten eine nette Bucht mit Strandliegen, Sonnenschirmen und kleinem Restaurant. Vom Restaurantbesitzer wurden wir mit Essen und frischen Kokosnüssen versorgt. So verbrachten wir den ganzen Tag dort und badeten in der Brandung.

Leider wurden nach einem spektakulären Filmdrehs unsere 7 Hauptdarsteller entführt und wir hatten beim Anbruch der Dunkelheit keine Chance mehr, die unseren Kindern so wichtigen Minions wiederzubekommen. Außerdem hatten wir auf dem Rückweg einen Platten und die Weiterfahrt zu viert auf einem Moped wurde unmöglich. Unpraktischer Weise hatten wir auch nur noch 70 000 Dong in der Tasche, das sind grade Mal drei Euro. Nach einigem Hin und Her überlegten wir, das es am Besten sei, wenn David mit dem Moped ganz langsam zurück tuckert und ich mit den Kindern mit dem Taxi fahre. Gleich hielt auch schon ein Mopedtaxi, ein so genanntes Xe Om, neben uns, das uns mitnehmen wollte. Irgendwann kamen wir also alle wieder am Hotel an. Unser Guesthouse Besitzer, dem das Moped gehörte, quittierte das ganze nur mit einem Lachen: no lucky day today, tomorrow lucky day! … Leider sollte er damit nicht so ganz recht behalten!

Am nächsten Morgen stiegen wir noch alle ganz guter Dinge in den Bus zu unserer nächsten Station: Hue. Doch im Verlauf der Busfahrt hörte ich hinter mir immer mehr und mehr Gehuste und als wir ausstiegen war Liam ganz fiebrig.

Leider hörte das Fieber am nächsten Tag auch nicht auf und Liam verbrachte den Tag mit David im Hotelzimmer. Nelio und ich erkundeten die berühmte Zitadelle Hues alleine und genossen unseren Tag zu zweit. Die Zitadelle war toll und riesengroß! In ihrem Inneren verbirgt sich der ehemalige Kaiserpalast, die purpurne Stadt, die der verbotenen Stadt Pekings nachempfunden ist. Leider wurde vieles im Vietnamkrieg zerstört, einiges ist aber noch erhalten oder wiederaufgebaut und es macht sehr viel Spaß das weitläufige Gelände zu erkunden. Leider hatte an diesem Tag der Geldautomat kein Geld ausgespuckt und so mussten wir den ganzen Ausflug mit wenig Geld haushalten. Nelio führte akribisch Buch, und in den Palast schmuggelten wir ihn als angeblich Sechsjährigen, um das Eintrittsgeld zu sparen. Am Ende reichte es dann doch nicht ganz und als der Durst zu groß wurde, tauschten wir unsere Notgroschen, 10 Dollar, ein.

Am nächsten Tag fing Nelio auch zu kränkeln an, auch ich hatte auch schon ein Kratzen im Hals. Anscheinend hatten wir uns alle eine Grippe eingefangen. Also blieb ich mit beiden Kindern im Hotel und David erkundete Hue.

Am dritten Tag ging es Liam besser, aber Nelio hatte Fieber.

Eigentlich hätten wir jetzt schon auf dem Weg per Bus nach Laos sein sollen, aber in dem Zustand ging das nicht. Wir beschlossen unsere Pläne zu ändern, doch nach Hanoi zu reisen und von dort nach Luang Prabang in Laos zu fliegen.

Nachdem David eine australische Rentnerin bei uns im Hostel getroffen hatte (die schon seit zweieinhalb Jahren unterwegs ist, weil sie von ihrer Rente in Australien nicht leben kann!), die meinte, dass die Flüge nach Hanoi genauso teuer sind, wie der Nachtzug (in dessen Genuss wir ja auch schon gekommen waren), entschlossen wir uns, auch nach Hanoi zu fliegen.

Das war wohl eine gute Entscheidung, denn an unserem geplanten Abflugtag bekam Liam einen Rückfall mit erneutem Fieber und starkem Husten. Was also tun? Unsere letzten Erlebnisse mit Ärzten im Ausland in Ägypten und Marokko waren nicht ganz so vertrauenserweckend. Ich ahnte schon, was kommen würde und dachte: das kann ich auch selbst. In der Apotheke um die Ecke lies ich mich beraten und mir jedes einzelne Medikament zeigen. Ich tippte auf Grippe mit beginnender Bronchitis, eventuell wenn’s doof kommt, beginnender Lungenentzündung. Mir war schon klar, dass mir auch jeder Arzt hier in Vietnam auf jeden Fall Antibiotika verschreiben würde. Die Apothekerin gab mir Amoxicillin und eine Art vietnamesisches Grippostad. Frischgedopt erwachten bei Liam bald wieder die Lebensgeister und wir stiegen ins Flugzeug nach Hanoi. Im Vergleich zu allen Überlandfahrten war fliegen der reinste Luxus! Nelio blieb zum Glück fieberfrei und ich fühlte mich lediglich erkältet. David überstand diese ganze Krankheitswelle zum Glück wie immer unbeschadet. Einer muss ja durchhalten!

Kranksein ist ja eigentlich nie schön, aber auf Reisen nervt es ganz besonders! Eigentlich hatten wir in Hue nur zwei Nächte bleiben wollen, daraus wurden dann vier. Das ist jetzt eigentlich nicht so viel mehr aber ausgerechnet dort hatten wir eines der winzigsten Hotelzimmer unserer Reise. Es bestand quasi nur aus Bett und mit all unserem Gepäck und so fühlten wir uns ganz schön eingepfercht.
Für Hanoi wollten wir also ein möglichst großes Familienzimmer mitten in der Altstadt. Als wir im Hotel ankamen schienen die netten Mädchen etwas überrascht über unser Kommen und verfrachteten uns in ein einfaches Doppelzimmer ohne Fenster! Oh nein, das ging gar nicht, vor allem nicht nach unseren letzten vier Tagen, Krank-im-Hotel-Koller! Ich brauchte auf jeden Fall ein Fenster und so verhandelten wir nach und wollten uns für die Nacht aufteilen und in zwei Zimmern schlafen.

Aber erstmal raus in die Stadt zum Abendessen. Wir gingen drei mal um die Ecke und entdeckten lauter Restaurants mit, wie wir dachten, Hot Pots. Es stellte sich dann heraus, das dort die Hanoier Spezialität Cha Ca reserviert wird. Man bekam eine eigene Pfanne mit Fisch, eine Riesenschüssel voller Kräuter, vor allem Dill und Frühlingszwiebeln. Das ganze wurde zusammen gebraten und dann mit kalten Reisnudeln, Erdnüssen und Fischsauce gegessen. Sehr sehr lecker!

Mathild wäre übrigens hier mit ihrem Schereneinsatz in der Küche überhaupt nicht aufgefallen. Wir haben immer gelacht, wenn Mathild zum Toastbrot durchschneiden eine Schere benutzte, weil sie es praktischer fand. Das finden viele Vietnamesen auch und benutzen Scheren zum durchschneiden von Reisnudeln, Fleisch, Tofu, Kräutern…

Zurück im Hotel kam dann raus, dass der Hotelmanager wegen eines Notfalls zu seiner kranken Tochter aufs Land fahren musste und unsere Email nicht gelesen hatte. Jetzt war er wieder da und so wurden, ich weiß nicht wie viele Gäste, hin und her geschoben, bis unser Deluxe Family Zimmer frei wurde.

Jetzt hatten wir wieder Platz und ein großes Fenster mit Blick auf eine belebte Straße. Man schlief mit dem langsam abebbenden Gehupe ein, das nach 23 Uhr dann doch irgendwann mal weniger wurde, ähnlich, wie wenn in einer Berliner Sylvesternacht morgens um 3 Uhr noch vereinzelte Böller zu hören sind und so klingt hier das tägliche Konzert Hanois langsam aus.

Hanoi wirkt schon auf den ersten Blick ganz anders als Saigon im Süden. Die Hanoier Altstadt ist dicht bebaut, die alten Häuser zeugen noch von französischen Kolonialzeiten und die Straßen sind mehr oder weniger nach Gewerben aufgeteilt. So gibt es z.b eine Straße für Klebebänder, eine für Bambusstangen und Leitern, eine für Knöpfe, Perlen und Reisverschlüsse, eine für alles aus Messing…

Wenn nur nicht alle Gehwege mit Mopeds zugeparkt wären, könnte man hier herrlich herumschlendern, so ist es, immer jeder mit einem Kind an der Hand, eher ein Herumgeschlängele.

Wir besichtigten den Tempel auf der kleinen Insel im See und genossen nach dem Gewusel der Altstadt den freien Blick dort. Viele vietnamesische Studenten gehen in ihrer Freizeit gerne in die wenigen Parks und suchen das Gespräch mit Ausländern, um ihr Englisch zu verbessern und so hatten wir auch bald Gesellschaft von drei Studenten des Bergbaus! Eine gute Gelegenheit, unsere gegenseitige Neugier zu stillen!

Liam ging es zwar besser, er war aber immer noch nicht ganz fit und so entschlossen wir uns, zu einer Stadttour im Elektroauto durch die Altstadt, unter anderem auch zum Dong Xuan Markt, der ja in Berlin Lichtenberg sein Berliner Pendant hat!

Nachmittags trennten wir uns, David machte mit den Kindern ein Päuschen im Hotel und ich stromerte durch die Stadt.

Als ich zurück kam, hatte David schon allerhand Neues ausgeheckt, unter anderem eine Einladung zum gemeinsamen Abendessen mit unseren Hotelmädels und eine dreitägige Tour in die Halong Bucht! Nelio und Liam wollten unbedingt nochmal ans Meer, bevor wir in ein Land ohne Meer reisen (Laos) und wir dachten uns, dass die beiden sich dort hoffentlich besser auskurieren können als bei unseren Stadtspaziergängen.

Am nächsten Tag wurden wir also von einem Bus abgeholt und kutschierten erstmal eine Stunde durch die Hanoier Altstadt, bis der Bus alle eingesammelt hatte. Dabei passierten wir mindestens dreimal unser Hotel! Nach weiteren drei Stunden Busfahrt kamen wir an der Halongbucht an und bestiegen unser Boot.

Die erste Nacht sollten wir an Board verbringen und so bezogen wir eine sehr geräumige Dreierkabine im Bug des Schiffes mit Meeresblick nach beiden Seiten! Zeit in unserer Kabine verbrachten wir allerdings kaum, denn wir hatten ein volles Programm: nach dem üppigen aber sehr westlich abgeschmeckten Mittagessen ging es zur Kanutour durch die wunderschöne Halongbucht. Auf einem Felsen entdeckten wir eine ganze Affenhorde, die dort fröhlich herumturnte! Danach besuchten wir eine riesige Tropfsteinhöhle, deren Stalagmiten und Stalaktiten mit farbigem Licht in Szene gesetzt waren. Und da wir anscheinend mit unserem ganzen Programm etwas im Verzug waren, waren wir die Letzten und hatten die Höhle quasi für uns alleine. Auch am Badestrand kamen wir nach Sonnenuntergang an und sprangen in der Dämmerung ins warme Meer, in die schönste Badewanne der Welt, mitten in dieser wunderschönen Bucht.

Wieder an Board tauschten wir uns mit unseren Mitreisenden bei einem Glas Wein über deren Reiserouten und Erlebnisse aus und nach dem Abendessen gab es endlich die langersehnte Karaoke Party! Schon in Japan wollten wir ja immer mal in eine Karaoke Bar, jetzt in der Halongbucht grölten wir endlich gemeinsam die Beatles und ABBA!

Beim Squidfischen war es dann etwas ruhiger und besinnlicher. Nelio meinte, wir wohnen heute in „Schiffcity“, da alle Ausflugsboote in eine Bucht für die Nacht geankert hatten.

Am nächsten Morgen ging es für uns nach dem Frühstück und dem Besuch einer Perlenzuchtfarm weiter. Wir verabschiedeten uns von unseren Mitreisenden und machten uns in einer kleineren Gruppe auf in die nächste Bucht nach Cat Ba Island. Uns erwartete eine wunderschöne Fahrt vorbei an verwunschenen Felsen, die langsam mit dem dunstigen Himmel verschwammen. Auf dieser Strecke waren weitaus weniger Touristenboote unterwegs, dafür mehr Fischer und auch immer wieder ganze schwimmende Dörfer.

Wir hielten auf Cat Ba an und unser nächster Programmpunkt sollte eine Fahrradtour sein. Unser Reiseführer war sehr besorgt und wollte, dass wir lieber mit dem Elektroauto fahren. Zum Glück setzten wir uns durch, es gab nämlich sogar Kinderfahrräder und so fuhren wir alle vier auf eigenen Rädern über die Insel, bis zu einem Dorf, das in einem Talkessel lag. Vor drei Monaten hatte ein Taifun die ganze Halongbucht erwischt und das ganze Dorf geflutet. Anscheinend hatte es drei Wochen gedauert, bis das Wasser wieder abgelaufen war!

Wieder auf dem Boot gab es ein köstliches Mittagessen und danach hielten wir mitten in der Bucht für einen Badestopp vom Boot aus!

Am späten Nachmittag kamen wir am Haupthafen von Cat Ba an und wurden zu unserem Hotel gefahren. Wir landeten in einem riesigen Hochhaushotel, dem Seapearl, doch der Strand war nah und die Mopeds so günstig wie nie, also düsten wir noch schnell zum Baden in eine schöne Bucht und genossen zum Sonnenuntergang ein Bier mit Blick auf den Hafen. Unser Abendessen war bereits gebucht und gehörte zum Komplettpaket. Also begaben wir uns brav ins 11. Stockwerk unseres Hochhaushotels und dinierten quasi alleine im gigantischen Saal. Zur großen Freude der Kinder gab es Wiener Schnitzel und Pommes mit Salat und es war auch noch richtig lecker! WIr waren jedenfalls auch froh über die leer gegessenen Teller unserer Kinder, denn nach der Grippe müssen die beiden dringend wieder ein bisschen zulegen.

Wir waren ganz angetan vom Inselleben, mussten am nächsten Tag aber schon Abschied nehmen und zurück zu unserem Hauptboot in die Halong Bucht. Die Rückfahrt war wieder sehr entspannt, Nelio und Liam hörten Musik, und wir unterhielten uns sehr nett mit einem amerikanischen Pärchen. Zurück auf unserem großen Schiff gab es noch einen Nachschlag für unsere Kochschule und wir durften nochmal Frühlingsrollen zubereiten. Nach dem Mittagessen waren wir dann wieder am Hafen und mussten lange auf den Bus warten. Abends kamen wir rechtzeitig zum Nachtmarkt in Hanoi wieder an. Eine der Altstadtstrassen war komplett für den Verkehr gesperrt und man konnte ohne Mopeds entspannt von Stand zu Stand schlendern. Lange hielt Liam aber trotzdem nicht durch und so landeten wir bald wieder im Hotel und freuten uns auf unsere morgige Weiterreise nach Laos!